Lagebeschreibung
Der Haltepunkt Rostock-Marienehe liegt als vierte Station der Rostocker S-Bahn hinter dem Bahnhof Bramow. Er teilt die Stadtsiedlung von Reutershagen (Komponistenviertel) von den Neubausiedlungen im Norden (Evershagen etc.) ab. In Marienehe selbst gibt es keine größeren Wohnsiedlungen. Hauptsächlich ist hier Industrie und Gewerbe angesiedelt, im Westen des Stadtteils befindet sich eine Kleingartenanlage. Die Funktion des Haltepunktes beschränkt sich daher auch überwiegend auf den beruflichen Pendlerverkehr sowie als Umsteigepunkt zu den Stadtbussen oder der Straßenbahn.
Geschichte vom Haltepunkt Rostock-Marienehe
Anfänge im Nationalsozialismus
Der Haltepunkt Rostock-Marienehe wurde im Jahr 1935 neu geschaffen und diente zunächst als nicht öffentlicher Haltepunkt den Arbeitern der Ernst Heinkel Flugzeugwerke, welche hier seit 1933 erbaut wurden. Im Jahr 1940 wurde der Haltepunkt schließlich auch für die Öffentlichkeit freigegeben und erschien fortan im Kursbuch. Der Haltepunkt war mit einfachen Kiesbahnsteigen ausgestattet. Zudem gab ein kleines Diensthäuschen, welches jedoch bereits in den 1960er Jahren entbehrlich wurde und kurz vor der Wende abgerissen worden ist.
DDR-Zeit
Nachdem die Ernst Heinkel Flugzeugwerke im Krieg zum großen Teil zerstört worden waren, wurden die Überreste nach dem Krieg komplett beseitigt. Auch der Haltepunkt erlebte durch den Abbau des zweiten Gleises und eines Bahnsteiges einen Einschnitt. Auf dem nun brach liegendem Gelände der Flugzeugwerke wurde Anfang der 1950er Jahre das Fischkombinat Rostock errichtet. Das Kombinat gewann durch seine Monopolstellung, betrieb es doch die gesamte Hochseefischerei in der DDR, enorme Bedeutung, welche sich auch in der Anzahl der Arbeiter niederschlug. So arbeiteten hier in Spitzenzeiten bis zu 8000 Menschen. In der Folge wuchs auch die Bedeutung vom Haltepunkt Rostock-Marienehe für den Berufsverkehr stark an und der Werksverkehr prägte das Bild des Haltepunktes bis zur politischen Wende in der DDR. In den 1970er Jahren wurde der Haltepunkt mit der Stichbahn nach Lütten-Klein schließlich verändert und erhielt seinen noch heute charakteristischen Inselbahnsteig. Neben der S-Bahn Strecke wurden auch Anschlussgleise zum Kraftwerk Marienehe sowie in Richtung Evershagen gelegt. Ob diese Bauvorleistung (drei Gleise führten parallel bis zur Brücke Schmarler Damm) auch genutzt worden ist, kann ich nicht abschließend sagen.
Mehr Infos zum Fischkombinat Rostock gibt es auch hier…
Nach der Wende
Mit der politischen Wende in der DDR änderten sich auch die Zeiten für den Haltepunkt Rostock-Marienehe. Mit der Umwandlung des Fischkombinates in privatwirtschaftliche Unternehmen und dem damit verbundenen Personalabbau, verlor der Haltepunkt an Bedeutung. Nun war er nur noch für Arbeiter und Pendler interessant, welche hier in Bus oder Straßenbahn umsteigen wollten. Mit Fertigstellung der Straßenbahnstrecke nach Lichtenhagen im Jahr 2003 brach nochmals ein Teil der Nutzer des Haltepunktes weg, da nun keine Notwendigkeit zum Umsteigen mehr bestand. Die Güterbahn neben dem Haltepunkt ist ebenfalls seit der Wende verwaist und wurde seit dem Jahr 2007 zum großen Teil zurückgebaut. Nunmehr erinnert nur noch ein kurzer Gleis- und Weichenabschnitt in Richtung Bramow an den einst umfangreichen Güterverkehr.
Der Haltepunkt wurde im Jahr 1995 umfassend modernisiert. So erhielt er eine neue Treppe, einen Fahrstuhl sowie eine neue Überdachung auf einem Teil des Bahnsteiges. Die ursprüngliche Konstruktion war filigran mit viel Glas gearbeitet, mit der Folge, dass der Haltepunkt alsbald massiv vom Vandalismus betroffen war und viele Glasscheiben zu Bruch gegangen sind. Das Problem konnte zwar zwischenzeitlich durch Videoüberwachung entschärft werden, dennoch sind viele Scheiben nicht mehr ersetzt worden. Der Haltepunkt präsentiert sich überdies fast im Zustand von 1995, ist aber zwischenzeitlich mit neuen Schildern, im DB blau, sowie einem Fahrgastinformationssystem ausgestattet worden.
Wie an allen Haltepunkten der Rostocker S-Bahn, wirken die Bahnsteiglängen am Haltepunkt Rostock-Marienehe heute reichlich überdimensioniert. Während zu DDR-Zeiten Doppelstockwagenzüge mit sechs Wagen und mehr gefahren wurden, reicht heute in der Regel ein Triebzug aus. Dieser beansprucht nicht einmal die Hälfte der gesamten Bahnsteiglänge.
Sicherungstechnik
Der Haltepunkt Rostock-Marienehe selbst verfügt über keine nennenswerte Sicherungstechnik. Die Einfahrsignale, welche hier zu finden sind, gehören zum Bahnhof Bramow. Ansonsten gibt es hier die Hl-Blocksignale, welche zum automatischen Streckenblock in Richtung Warnemünde gehören. Die Weichen an den Gütergleisen sind allesamt Handweichen und wurden früher durch das entsprechende Personal vor Ort bedient. Die Bedienung der Anschlüsse erfolgte von Rostock-Bramow aus.
Depot 12
Auch wenn nicht direkt zum Thema der Ostseestrecke gehörend, ist es dennoch erwähnenswert: Das Depot 12. Es liegt ein wenig nördlich vom Haltepunkt Rostock-Marienehe, ist jedoch in wenigen Minuten zu Fuß erreicht. Hierbei handelt es sich um eine neu gebaute Straßenbahnhalle, in welcher die Rostocker Nahverkehrsfreunde ihre Fahrzeuge ausgestellt haben. Der Verein kümmert sich sowohl um den Erhalt der historischen Fahrzeuge sowie um die geschichtliche und traditionelle Pflege der Rostocker Straßenbahn AG. Ein Besuch, insbesondere zu vorher angekündigten Anlässen sowie Sonderfahrten, ist stets empfehlenswert. Mehr dazu gibt es auch auf der Homepage vom Depot 12.
Bildergalerien
Hier nun die Bilder vom Haltepunkt Rostock-Marienehe. Falls Sie über weitere Bilder vom Haltepunkt Rostock-Marienehe verfügen, können Sie mir diese gerne zusenden. Sie haben die Möglichkeit, die Bilder direkt hier hochzuladen oder diese alternativ an die E-Mail Adresse bilder@ostseestrecke.de zu senden. Ich freue mich immer über neue Bilder.Alte Bilder vom Haltepunkt
Bildergalerie vom Depot 12